Kindergefängnis Bad Freienwalde n.e.V.

Ehemalig inhaftierte Kinder „an die Ostfront“? Protestnote verabschiedet: DDR-Opferverein kritisierte Störung des Gedenkens und fordert Aussprache im Landtag

www.ideengruen.de | markus pichlmaierDie massive Störung des Gedenkens am Mahnmal für die inhaftierten Kinder- und Jugendlichen im ehemaligen Durchgangsheim Bad Freienwalde am letzten Freitag soll nach Forderungen des Opfer- und Aufarbeitungsvereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde" ein Nachspiel im Brandenburger Landesparlament haben. Eine entsprechende "Protestnote" wegen "Störung des Gedenkens unter maßgeblicher Beteiligung eines Landtagsabgeordneten" wurde am Donnerstag, dem 12. Januar 2023 in einer außerordentlichen Vorstandsitzung des Vereins einstimmig verabschiedet.

Bei einem Besuch der Brandenburger Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock zusammen mit ehemaligen Insassen und Vertretern der Brandenburger Landespolitik wurde das Niederlegen einer weißen Rose am Mahnmal durch einen "aggressiven Mob" gestört. Zu der Gruppe der Störer gehörte auch ein Abgeordneter der rechtspopulistischen AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag, der über seinen Facebook-Account zur Teilnahme an diesem Termin aufgerufen hatte. Die Teilnehmer des Gedenkens wurden mit einer laustarken Geräuschkulisse mit Pfiffen und "Haut ab"-Sprechchören empfangen. Auf Plakaten wurde die Forderung "an die Ostfront" aufgemacht. Aus Kreisen der Demonstranten wurden die ehemaligen Insassen zudem als "Asoziale" diffamiert. Das Gedenken konnte nur unter bewaffneter Polizeibegleitung mit schusssicheren Westen gewährleistet werden.

Die Protestnote wurde an Parlamentspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke und Ministerpräsident Dietmar Woidke sowie die Vorsitzende des Innenausschusses Marlen Block übermittelt. "Wir würden es begrüßen, wenn die massive Störung des Gedenkens am ehemaligen "Kindergefängnis" in Bad Freienwalde - unter maßgeblicher Beteiligung eines Landtagsabgeordneten - im Brandenburger Landtag aufgearbeitet wird. Wir würden uns über zumindest über eine Aussprache im zuständigen Innenausschuss des Brandenburger Landtags, und dass das Verhalten einzelner Vertreter des Landesparlamentes gerügt wird", heißt es in der Protestnote.

"Wir kritisierten die Störung des Gedenkens würdelos und verachtend. Es war für uns wie ein Schlag ins Gesicht und eine enorme Demütigung", sagt der Vorsitzende des Vereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde" Roland Herrmann: "An dem Tag ginge es um die Anliegen und das Gedenken an die ehemals in der DDR inhaftierten Kinder und Jugendlichen in Bad Freienwalde - von denen das jüngste erst 3 Jahre alt war - und um nichts anderes".

Ausdrücklich bedankten sich der Opfer- und Aufarbeitungsverein bei den "aufrechten Demokraten", allen voran bei Annalena Baerbock, "die uns an dem Tag sehr viel Empathie entgegenbrachte". Aber auch bei der Bundesbeauftragten für die Opfer der SED-Diktatur Evelyn Zupke, der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur Dr. Maria Nooke, der bündnisgrünen Landtagsabgeordneten Sahra Damus, dem Staatssekretär des Innenministeriums Brandenburg Dr. Markus Grünewald sowie der Leiterin der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus Heide Schinowsky "die an unserer Seite standen und uns unterstützen", so Herrmann.

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