Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt hat sich am Montag, den 10. Juli 2023 mit Vertretern des Verein "Kindergefängnis Bad Freienwalde" ausgetauscht. Der Besuch am Mahnmal vor dem ehemaligen Kindergefängnis war der Auftakt einer Tour quer durch Ostdeutschland zum Thema Demokratie der Vizepräsidentin. Begleitet wurde Göring-Eckardt von Angela Marquart (SPD) vom Betroffenenrat bei der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Auch Cornelia Kurtz, Beraterin bei der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) und ehemalige Insassin von Bad Freienwalde, war mit vor Ort. Neben dem Gedenken an die Opfer wurde auch die Aufarbeitung nach 1990 sowie der Umgang mit dem Mahnmal angesprochen. Bei dem über zweistündigem Gespräch waren sich alle Beteiligten einig, dass die weitere Aufarbeitung zur DDR-Zeit immer noch nötig ist.
Die massive Störung des Gedenkens am Mahnmal für die inhaftierten Kinder- und Jugendlichen im ehemaligen Durchgangsheim Bad Freienwalde am letzten Freitag soll nach Forderungen des Opfer- und Aufarbeitungsvereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde" ein Nachspiel im Brandenburger Landesparlament haben. Eine entsprechende "Protestnote" wegen "Störung des Gedenkens unter maßgeblicher Beteiligung eines Landtagsabgeordneten" wurde am Donnerstag, dem 12. Januar 2023 in einer außerordentlichen Vorstandsitzung des Vereins einstimmig verabschiedet.
Bei einem Besuch der Brandenburger Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock zusammen mit ehemaligen Insassen und Vertretern der Brandenburger Landespolitik wurde das Niederlegen einer weißen Rose am Mahnmal durch einen "aggressiven Mob" gestört. Zu der Gruppe der Störer gehörte auch ein Abgeordneter der rechtspopulistischen AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag, der über seinen Facebook-Account zur Teilnahme an diesem Termin aufgerufen hatte. Die Teilnehmer des Gedenkens wurden mit einer laustarken Geräuschkulisse mit Pfiffen und "Haut ab"-Sprechchören empfangen. Auf Plakaten wurde die Forderung "an die Ostfront" aufgemacht. Aus Kreisen der Demonstranten wurden die ehemaligen Insassen zudem als "Asoziale" diffamiert. Das Gedenken konnte nur unter bewaffneter Polizeibegleitung mit schusssicheren Westen gewährleistet werden.
Die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock besuchte am 6. Januar 2023 gemeinsam mit ehemaligen Insassen das DDR-Kindergefängnis in Bad Freienwalde. Begleitet wurde sie von der Bundesbeauftragten für die Opfer der SED-Diktatur Evelyn Zupke, der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur Dr. Maria Nooke, der bündnisgrünen Landtagsabgeordneten Sahra Damus, dem Staatssekretär des Innenministeriums Brandenburg Dr. Markus Grünewald und der Leiterin des Cottbuser Menschenrechtszentrums Heide Schinowsky. Auf dem Gelände des ehemaligen "Durchgangsheimes" in Bad Freienwalde befindet sich heute das Polizeirevier Bad Freienwalde. Im Andenken legten die Teilnehmer*innen eine weiße Rose an dem 2017 errichteten Mahnmal nieder.
"Sie hat Wort gehalten und ihr Versprechen eingelöst, sich mit unserem Anliegen auseinanderzusetzen und sich den Ort unseres Leidens einmal persönlich anzusehen", sagt Roland Herrmann, Vorsitzender des Vereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde". Mit Annalena Baerbock hat erstmalig ein Mitglied der Bundesregierung sich das ehemalige Kindergefängnis angeschaut. "Sie war sehr empathisch und hörte uns vor allem zu. In Zeiten, in denen sich andere Politiker oftmals am liebsten selber reden hören, war es ihr wichtig, von unseren Erlebnissen zu erfahren", sagte Herrmann.
Erstmalig werden die Ereignisse im ehemaligen „Kindergefängnis Bad Freienwalde“ in einer Ausstellung aufgearbeitet. Unter dem Titel „Lebenslänglich Heimkind“ werden auf Informationstafeln Hintergründe erläutert. In Video-Installationen berichten ehemalige Insassen über ihre ganz persönlichen Eindrücke aus dieser bedrückenden Zeit. Zu der Eröffnung der Ausstellung am 4. September im Bad Freienwalder Jugendclub „OFFI“ kamen über 50 Zeitzeugen, Interessierte und Vertreter der Politik zusammen. Neben den ehemaligen inhaftierten Kindern und Jugendlichen waren auch die Landesaufarbeitungsbeauftragte Dr. Maria Nooke, die Leiterin der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung Martina Weyrauch, der Bad Freienwalder Bürgermeister Ralf Lehmann, sowie Heide Schinowsky, Parteiratsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg, sowie die Landtagsabgeordneten Kristy Augustin (CDU) und Elske Hildebrandt (SPD) bei der Eröffnung.