Kindergefängnis Bad Freienwalde n.e.V.

Eröffnung der Ausstellung in Frankfurt (Oder) über das DDR-Kindergefängnis Bad Freienwalde. Opferverband: Der Kampf um Aufarbeitung geht weiter

www.ideengruen.de | markus pichlmaierAm Donnerstagabend wurde in der VHS-Frankfurt (Oder) eine Ausstellung über das DDR-Kindergefängnis Bad Freienwalde eröffnet. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher, darunter Zeitzeugen und Historiker nahmen an der Eröffnungsfeier teil und zeigten großes Interesse an diesem wichtigen Kapitel der DDR-Geschichte. Programmbereichsleiterin an der VHS Uta Kurzwelly ist sehr erfreut, die Ausstellung in ihrem Haus präsentieren zu können: "Wir glauben nicht, dass Wegschauen eine Lösung ist".

Die Ausstellung mit Multimedia-Elementen, bei denen ehemalige Insassen ihre schockierenden Erlebnisse schildern, gibt einen eindrucksvollen Einblick in das Leben und Leid der Kinder und Jugendlichen, die in der DDR zu Unrecht inhaftiert wurden. Persönliche Geschichten und historische Dokumente verdeutlichen das Unrecht, das ihnen widerfahren ist.

Während der Eröffnungszeremonie betonten mehrere Redner, darunter ehemalige Insassen des Kindergefängnisses und Historiker, die Bedeutung der Aufarbeitung und die Notwendigkeit der Erinnerung. Die emotionalen und eindrucksvollen Berichte der Zeitzeugen bewegten die Anwesenden tief. Der Aufarbeitungsexperte Dr. Christian Sachse vom Dachverband Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) erläuterte eindrücklich, wie in der DDR bei "nicht systemkonformen" Kindern und Jugendlichen die "Persönlichkeit gebrochen" wurde. Dazu zählten auch sexueller Missbrauch und Zwangsarbeit.

"Trotz vollmundiger Ankündigungen aus der Politik mussten wir über 15 Jahre um echte Anerkennung unseres Unrechts kämpfen und permanent vor Gericht ziehen", kritisierte Roland Herrmann vom Verein "DDR-Kindergefängnis Bad Freienwalde". Erst nachdem sich die damalige Landtagsabgeordnete Heide Schinowsky in den 2010er Jahren für die Opfer einsetzte, wurden die ehemaligen Insassen entschädigt. Mittlerweile ist das Thema auch auf Bundesebene angekommen. Erst im letzten Jahr traf sich der Verein mit der Brandenburger Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock und der Landtagsabgeordneten Sahra Damus (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu einem gemeinsamen Austausch und Gedenken in Bad Freienwalde.

Vereinsmitglied Andre Pahl sprach von einer immer "weiter andauernden Demütigung" der ehemaligen Insassen. Nachdem fast 20 Jahre nach dem Ende der DDR endlich eine kleine Opferrente zugesprochen wurde, müssen die ehemalig eingesperrten Kinder und Jugendlichen heute noch jedes Jahr aufs Neue vor belegen, dass sie die Opfer-Entschädigung auch wirklich benötigen. "Es bricht immer wieder auf. Wir können kaum einen Abschluss finden, wenn wir uns jedes Jahr wieder und wieder an die Vergangenheit erinnern müssen, während die Täter frei rumlaufen und gänzlich unbehelligt bleiben", erklärte Pahl.

Jetzt will sich der Verein verstärkt für ein Gedenken in der Stätte ihres Leidens einsetzen. "Wir würden gerne eine ehemalige Zelle zu einem Ausstellungsraum machen, damit die Nachwelt sieht, wie die DDR ihre Kinder und Jugendlichen einsperrte. Das jüngste Kind dort war damals 3 Jahre alt", so Herrmann. Doch so leicht scheint der Wunsch der Betroffenen nicht umsetzbar zu sein. Das ehemalige Kindergefängnis in Bad Freienwalde wird heute als ein Polizeirevier genutzt.

Die Ausstellungmacher vom Förderverein für demokratische Medienkultur e. V. (FdMk e.V.) wollten ursprünglich, dass die Ausstellung dauerhaft in dem heutigen Polizeirevier gezeigt wird. Karsten Herold vom FdMk e.V. berichtete bei der Eröffnung, dass von Seiten der Revierleitung Bad Freienwalde erst große Offenheit signalisiert wurde. Zuletzt hatte die Leitung der Polizeidirektion dem Ansinnen jedoch leider eine Absage erteilt.

"Wir sind unser ganzes Leben lang den Kampf gewohnt. Das was uns angetan wurde, darf niemals wieder geschehen, daher setzen wir uns auch weiterhin für die Aufarbeitung und Aufklärung ein", sagte Herrmann. Sein Verein wolle sich jetzt an die Frankfurter Landtagsabgeordnete Sahra Damus mit der Bitte um Unterstützung wenden, wie man direkt in dem ehemaligen Kindergefängnis die Aufarbeitung vertiefen kann.

Bis dahin werde die Ausstellung an verschiedenen Orten in Brandenburg gezeigt, so Herold.
Die Ausstellung ist von Montag bis Donnerstag von 10.00 Uhr bis 20.Uhr in der VHS, Gartenstraße 1, 15230 Frankfurt (Oder), bis zum 11. Juli zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

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