Das Bürgerforum Kurstadt-Dialog lädt zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde am 13. November ab 18.30 Uhr in den Gemeindesaal der Kirche (Uchtenhagenstraße 4/5; 16259 Bad Freienwalde/Oder) zu einer Diskussionsveranstaltung zur Aufarbeitung des sogenannten "Durchgangsheimes". Initiator der Veranstaltung ist die Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur.
Roland Hermann, Vorsitzender der Vereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde" bezeichnete die erstmalig von Menschen in und um Bad Freienwalde durchgeführte Aufklärungsveranstaltung als einen "kleinen Durchbruch". Die Stadt müsse sich zu ihrer Vergangenheit bekennen, fordert Herrmann. "Wir treffen fast nur auf eine Mauer des Schweigens. Das sollte endlich durchbrochen werden. Wir sind keine Nestbeschmutzer sondern die Opfer", mahnt Herrmann.
Seit Jahre fordert der Betroffenen-Verein, dass sich die Stadt Bad Freienwalde sich zu ihrer unrühmlichen Geschichte bekennt. "Es darf nicht vergessen werden, dass die Kurstadt auch die Stadt der Täter ist. Viele der damaligen Wärter, die die Kinder und Jugendlichen malträtierten, kamen aus dem Einzugsbereich der Stadt", sagt Roland Herrmann. Aufgrund der bis heute noch ungeklärten Todesfälle in dem Durchgangsheim hat mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. "Die Täter dürfen sich nicht sicher fühlen. Mord verjährt nicht", so der Vereinsvorsitzende.
Das frühere Gefängnis in Bad Freienwalde wurde 1968 der Jugendhilfe Frankfurt (Oder) zur Nutzung übergeben. Die Jugendhilfe machte es bis 1987 ohne Umbau, d. h. unter Beibehaltung des Gefängnischarakters, zu einem Durchgangsheim. Es sollten darin Kinder und Jugendliche, die auf einen Heimplatz warteten, für maximal 18 Tage untergebracht werden. Diese Maximaldauer wurde jedoch nur selten eingehalten; viele Insassen waren unter unmenschlichen Bedingungen länger als ein halbes Jahr dort eingesperrt. Kontakte zur Außenwelt gab es nicht. Zudem war das Gebäude von einer hohen Mauer umgeben. Das jüngste eingesperrte Kind war 3 Jahre alt. Betroffene bezeichnen das Gebäude als "Kindergefängnis".
Informationsveranstaltung am 13. November 2019 um 18:30 Uhr im Gemeindesaal der Kirchengemeinde Oberbarnim-Nikolai
Uchtenhagenstraße 4/5
16259 Bad Freienwalde (Oder)