Am 29.April 2020 um 11 Uhr findet nun die Eröffnung der Ausstellung zum Thema "Kindergefängnis Bad Freienwalde" statt.
Wir freuen uns wenn viele an diesem Tag dabei sein werden.
Ort:
Stiftung SPIJugend-, Kultur-, Bildungs- und Bürgerzentrum „OFFi“
Berliner Straße 75
16259 Bad Freienwalde
Verkehrsverbindung
Regionalbahnhof Bad Freienwalde, ca. 20 min Fußweg; Bus 877, 887 Berliner Straße
Wichtig ! Wichtig ! Dieser Termin wird geändert, neuer Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben!
Am 28. April 2020 wird gegen 16/17 Uhr im OFFI Berliner Straße 75 16259 Bad Freienwalde (Oder) eine Ausstellung zum Kindergefängnis eröffnet.
Einladungen gehen Mitte März raus
Nachdem Rehabilitationsverfahren über viele Jahre erfolglos geblieben waren, wurden in der letzten Zeit mehrere ehemalige Insassen des DDR-Kindergefängnisses Bad Freienwalde vom zuständigen Landgericht Frankfurt (Oder) rehabilitiert. Nach 13 Jahren Auseinandersetzung mit Behörden und Gerichten hat inzwischen auch Roland Herrmann, der Sprecher des Vereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde" die gerichtliche Rehabilitation erhalten.
"Nach den bleiernen Jahren der Ablehnung, vergeht nun keine Woche, in der sich nicht Betroffene bei mir melden. Wir sind alle überglücklich, dass unsere Unterbringung im Kindergefängnis jetzt endlich als Unrecht anerkannt wird," sagt Herrmann. "Das ganze Prozedere ist allerdings kein Ruhmesblatt für die Bundesrepublik Deutschland. 30 Jahre sind seit dem Mauerfall vergangen, bis wir endlich rehabilitiert wurden", kritisierte der Betroffenensprecher. "Viele von uns leiden bis heute unter körperlichen, aber vor allem auch psychischen Beeinträchtigungen, die durch die damalige Inhaftierung verursacht wurden", berichtet Herrmann.
2012 gründete Herrmann mit weiteren ehemaligen Insassen einen Betroffenenverein. Ein Mitglied klagte sogar erfolgreich vorm Bundesverfassungsgericht. In den letzten Jahren nahm der Verein auch aktiv Kontakt zur Landes- und Bundespolitik auf, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. "Wir möchten ausdrücklich Ministerpräsident Dietmar Woidke, dem ehemaligen Justizminister Stefan Ludwig (Linke) und der ehemaligen Landtagsabgeordneten Heide Schinowsky (Grüne) danken. Sie haben ihr Versprechen gehalten, uns jederzeit zu unterstützen", sagt Herrmann.
Das Bürgerforum Kurstadt-Dialog lädt zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde am 13. November ab 18.30 Uhr in den Gemeindesaal der Kirche (Uchtenhagenstraße 4/5; 16259 Bad Freienwalde/Oder) zu einer Diskussionsveranstaltung zur Aufarbeitung des sogenannten "Durchgangsheimes". Initiator der Veranstaltung ist die Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur.
Roland Hermann, Vorsitzender der Vereins "Kindergefängnis Bad Freienwalde" bezeichnete die erstmalig von Menschen in und um Bad Freienwalde durchgeführte Aufklärungsveranstaltung als einen "kleinen Durchbruch". Die Stadt müsse sich zu ihrer Vergangenheit bekennen, fordert Herrmann. "Wir treffen fast nur auf eine Mauer des Schweigens. Das sollte endlich durchbrochen werden. Wir sind keine Nestbeschmutzer sondern die Opfer", mahnt Herrmann.
Bereits mit der Einladung zur Anhörung im Landgericht Frankfurt (Oder) war den Beteiligten klar: Der Wind im Land Brandenburg hat sich gedreht. Denn am 27. Juni 2019 wurde mit dem Fall von Andrè Pahl erstmals öffentlich ein Rehabilitationsverfahren eines ehemaligen Insassen des DDR-Kindergefängnisses Bad Freienwalde verhandelt. Neu ist auch, dass der Betroffene hierbei persönlich angehört und Zeugen zu den damaligen Geschehnissen befragt wurden. Das ist ein Paradigmenwechsel: Bisher wurden die Verhandlungen nach Aktenlage, ohne persönliche Anhörung und ohne Zeugenbefragung durchgeführt.
Pahl hatte sich für den Tag eigens ein Shirt der Rockband Metallica angezogen. In fetten Lettern prangt darauf "And justice for all" ("Und Gerechtigkeit für alle"). Eine Zeitung wird später sagen, es sei für ein Gericht eine eher unübliche Kleindung aber es mache aus Sicht der Betroffenen durchaus Sinn. Andrè Pahl hat schon zwei verlorene Verfahren ohne Anhörung hinter sich. Er ließ nicht locker und beantragte die Wiederaufnahme. Gleich zu Beginn der Verhandlung folgte der Paukenschlag. Die Vorsitzende Richterin Solveig Seidel erklärte: Für die Menschen, die dort zu DDR-Zeiten leben mussten, ist es aber schwer zu ertragen, wie Kriminelle behandelt zu werden. Deshalb lege das Gericht nun einen großen Wert darauf, dass amtlich festgestellt wird: Sie waren zu Unrecht dort.
Zur ersten öffentlichen Gerichtsverhandlung in einem Rehabilitationsverfahren eines ehemaligen Insassen des DDR-Kindergefängnisses Bad Freienwalde sagt die aufarbeitungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagfraktion Heide Schinowsky:
"Vor dem Hintergrund der weitgehenden Kritik des Bundesverfassungsgerichts an einem Brandenburger Rehabilitationsverfahren und nach dem öffentlichen Aufschrei ehemaliger Insassen ist der Paradigmenwechsel beim aktuellen Verfahren ein folgerichtiger Schritt. Es ist von großer Bedeutung, nicht nur nach Aktenlage und zudem nach persönlicher Anhörung sowie Zeugenbefragungen zu entscheiden. Die zumeist abschlägig erteilten Urteile waren für die Betroffenen ein herber Schlag - oft verbunden mit Zweifeln am heutigen Rechtsstaat. Ich hoffe, dass öffentliche Verhandlungen in solchen Fällen von der Ausnahme zur Regel werden."